16. Februar am Stellbergsee
Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Tollingprüfung im Rahmenprogramm der Züchterversammlung und auch wenn man zu dieser winterlichen Jahreszeit doch etwas Hemmungen hat, eine Wasserprüfung zu melden, habe ich beschlossen, es einfach zu versuchen.
Der Prüfungstag begrüßte uns dann nach einer eiskalten Nacht mit einem strahlend schönen Wintermorgen und nach Abgabe der Papiere ging es hinaus ins Revier. Das Prüfungsgewässer führte zum ersten Schreckmoment des Tages, nahezu der ganze See war fest zugefroren, lediglich auf einer Seite war der Uferbereich eisfrei. Thomas Hoffmann begrüßte zunächst alle Teilnehmer, nannte die Startreihenfolge und stellte anschließend mit einem Demohund das Prüfungsgelände vor, so dass sich jeder von der Anschleichstrecke und dem Tollingbereich einen Eindruck verschaffen konnte. Das Gelände fiel in mehreren Terrassen zum Wasser hin ab. Das Anschleichen führte erst parallel zum Wasser und dann frontal aufs Wasser zu. Aufpassen musste man jeweils an den Abhängen zwischen den Terrassen wo es steil und etwas rutschig bergab ging. Auf der untersten Terrasse stand die Blende, nach links gab es viel Platz für ein weites Tolling, nach rechts etwas weniger Platz, dafür ein paar Bäume und höherer Bewuchs, die ebenfalls ein interessantes Tolling ermöglichten.
Inzwischen waren nahezu zwei Stunden vergangen und die Sonne hatte schon ordentlich an Kraft gewonnen, bis der erste Hund an den Start ging. Luca und ich hatten Startnummer 4, so konnte ich ihn noch ein bisschen bewegen und warm machen und dann ging es auch schon los. Das Anschleichen empfinde ich immer wieder als Herausforderung; frei bei Fuß, das Wasser vorne lockt und man soll sich ja möglichst unauffällig und geräuschlos bewegen ohne dauernd auf den Hund einwirken zu müssen. Doch Luca war trotz meiner Aufregung und dem fremden, interessanten Gelände erstaunlich gelassen, lief schön ruhig am Bein und ließ sich auch vom Wasser vor uns nicht übermäßig anziehen, so dass wir die Blende sehr ordentlich erreichten. Dann folgte das Tolling, erst 10x links, dann Pause. 5x rechts, wieder Pause. Dann nochmal 10 nach eigener Entscheidung. Was so einfach und spielerisch klingt, ist für den Hund aber doch ordentlich anstrengend. Hier war die kühle Jahreszeit natürlich ein Vorteil, immer wieder ging Luca unermüdlich raus. Bis es schließlich hieß „rechts neben die Blende treten“. Dann fiel der Schuss und die Ente landete im Wasser. Luca nahm das Wasser ohne zu zögern an und ließ sich auch von dem knirschenden Geräusch der Eisschollen neben sich nicht irritieren. Mit der Ente suchte er sich erstmal den kürzesten Weg zurück an Land, brachte dann aber brav über Land bis zu mir zurück. Und schon war es geschafft. Während die Richter sich zur Beratung zurück zogen, konnte ich Luca erstmal in seinen verhassten Mantel stecken, was er definitiv nicht als angemessene Würdigung seiner Leistung empfand, aber Gesundheit geht eben vor.
Alle 8 Gespanne haben an diesem Tag eine tolle Leistung gezeigt und konnten die Prüfung bestehen. Kein einziger Hund hat sich von dem kalten Wasser beeindrucken lassen, da war alle Sorge im Vorfeld ganz umsonst.
Mein Fazit: Die Tollingprüfung mit ihrer langen Sequenz ist immer wieder eine besondere Prüfung und es macht großen Spaß sie zu führen. Dank des tollen Geländes, das Claudia Sauer dieses Jahr organisieren konnte, der guten Prüfungsorganisation durch Sonderleiterin Doris Hoffmann und ein klasse Richterteam mit Thomas Hoffmann, Günter Walkemeyer, Ralf Malz und Susanne Niggemeyer, die sich für jeden Hund viel Zeit nahmen und über das offene Richten Hundeführern und Zuschauern tiefere und sehr interessante Einblicke in die Bewertung der einzelnen Hunde gaben, war es ein rundum gelungener Prüfungstag. Und dass es für uns am Schluss zu 40 Punkten und dem Suchensieg gereicht hat, war natürlich das besondere Sahnehäubchen.
Teresa Schwarzmaier
Das gastgebende Marsch-Revier ist ein ebenes Grünland hinter dem Weser-Deich, durchzogen von tiefen wasserführenden Gräben, dazu kommen diverse Teiche und Fließgewässer. Die Hauptdeckung für Wild sind Schilfbestände entlang der Gräben. Die Prüfung findet zwar mit kaltem Wild statt, aber es wird aufwändig versucht, den üblichen Jagdablauf zu simulieren. Hierfür werden viele Helfer als Schützen und Wild-Auswerfer benötigt. Für die Vorbereitung unser herzlicher Dank an die Gastgeber um Jan Knoop! Die Richter bauen die Prüfung so auf, dass mit leichteren Jagdsituationen begonnen wird. Bis zum Ende der Prüfung werden jedem in der Prüfung verbleibenden Hund mindestens 6 Apporte zugewiesen. Der Hauptunterschied zu den klassischen deutschen Jagdprüfungen ist, dass systematisch – und nicht verschämt – der Suchensieger ermittelt werden soll. Deshalb werden nur die Hunde weiter geprüft, die bis dahin eine ordentliche Leistung erbracht haben, also ohne gravierende Fehler geblieben sind und so noch Suchensieger werden können. Gemeldet waren 13 Hunde, erschienen sind 11.
Die Aufgabenstellungen dieser Prüfung:
Jagdfläche 1: Streifjagd („Walk up“) zwischen 2 Teichgebieten. Stets zwei der Gespanne gingen mit den Richtern über eine Weidefläche, die übrigen folgten angeleint hinter diesen und den Schützen. Zu beiden Seiten wurde geschossen, Fasane fielen ins Schilf, vor, in und hinter tiefe Gräben. Geprüft wurde hierbei das Retriever-Basis-Können:
- Ruhige Fußarbeit („heelwork“) ohne Leine, während der Schüsse und des Fallens des Wildes, sowie der Arbeit des jeweils anderen Hundes.
- Merken(„mark“) des Fallbereiches, kleinräumige, jedoch selbstständige Suche und Halten des Fallbereiches, Annahme von Hilfen durch den Führer, wenn diese die Effektivität der Arbeit erhöhen können.
- Einweisen, die Arbeit auf ein von Hund und Hundeführer nicht gesehenes Stück („blind“) mittels Einweisen durch den Führer. Diesem wird dazu der Bereich erklärt, in dem sich das Stück befindet. Wichtig ist hierbei gutes „Lining“, das gradlinige Laufen zum Fallbereich auch über Gelände Grenzen, wie z.B. Gräben
Eine der Schwierigkeiten bei dieser Aufgabenstellung war, dass die Hunde während der Suchen im Fallbereich nicht eine der dahinter liegenden wildreichen Wasserflächen abjagten. Ein Hund fiel dieser Verleitung zum Opfer und ließ sich nicht im Fallbereich halten. Ein weiterer, sonst hochprämierter Hund rupfte nach einer tollen Suche vor den entsetzten Augen seiner Führerin den apportierten Fasan (hat er noch nie gemacht). Für einen weiteren Hund war die Jagdsituation zu stressig
Jagdfläche 2: Eine Verlorensuche im hohen Senf auf Krähen, die nicht jeder Hund gerne aufnimmt, auf kurze Distanz. Einer der Hunde mochte die Krähen nicht finden (Fachausdruck: er blinkte), ein anderer wiederum mochte den schwarzen Vogel zu sehr und wälzte sich darauf. Nach den bisher geschafften 3 Apporten konnte jeder der verbleibenden 6 Hunde ein Prädikat erreichen. Erleichterung bei den Richtern.
Jagdfläche 3: Für die verbleibenden Hunde erfolgte ein Standtreiben („Drive“) in einer hohen Schilf-Fläche am Fluß Drepte, bei dem die Hunde das Fallen der zu arbeitenden Stücke fast nur hören konnten. Distanz 45m. Bei der Arbeit im tiefen Schilfgras konnte einer der Hunde nicht von den Rehen lassen, für einen weiteren war die Anspannung während des Treibens zu hoch geworden und er wurde von seinem Führer wegen Unruhe aus der Prüfung genommen. Die übrigen Hunde schafften es verblüffend leicht! Direkt anschließend musste auf Enten an einem Schilfgraben jenseits des Flusses Drepte und einer anschließenden ca 40 m breite Wiese in einen Schilfsaum hinein eingewiesen werden . Die vier verbleibenden der Hunde schafften das trotz widriger Windverhältnisse.
Aufgabe 4: Eine Verlorensuche für die 4 Hunde, die noch ein hohes Prädikat erhalten konnten, auf Nilgans und Stockente. Gearbeitet wurde von einer Wiese in einen bis 250 cm hohen und sehr dichten Schilfbestand am Weserstrand. Geprüft wurde ausdauernde und selbstständige Arbeit. Alle Hunde bestanden in diesem Fach. Die 4 dann prämierten Hunde waren so perfekt vorbereitet, dass es eine Freude war, die Arbeit zu begutachten. Herzliche Glückwünsche an:
Heike Reichelt mit Quick Stepers Fairytale, Labrador, vorzüglich CACT
Dr. Jutta Jaitner mit Drumgoose Tinker, Labrador, sehr gut 1
Thomas Leybold mit Arrow Nickelback, Golden, sehr gut 2
Betty Schwieren mit Blackthorn Merga, Labrador, sehr gut 3.
Besonders war für diese St. John’s Prüfung die Besetzung des Richterteams: Neben den DRC Richtern Andreas Rimkeit, Bianca Willems-Hansch und Jörg Mente (PL) richtete mit: Karl Walch, der Präsident des JGHV. Wir haben es als Wertschätzung der Retriever-Arbeit empfunden, dass wir ihn dafür gewinnen konnten. Deshalb sind wir den Führer/innen besonders dankbar, dass Sie zur Präsentation unserer Hunde für diese schwere Prüfung gemeldet haben.
Jörg Mente
Bianca Willems-Hansch
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Impressionen von der Tollingprüfung Bronze am 16.2.2019 Fotos: Ute Nagl und Claudia Sauer