Skip to main content
Category

Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Liebe Tollerbesitzer und Tollerzüchter,

By Alle, Alle Rassen, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

die Zeit steht nicht still und wir im DRC stellen immer wieder die aktuellen Standards in Frage um unsere Qualität in den Prüfungsanforderungen und somit auch in der Zucht zu verbessern. Nun haben wir 5 Jahre lang unsere Tollingprüfung Bronze am Start und dabei viele Gespanne gesehen –  beim Richten immer wieder eine Freude zu sehen, wie gut die Anlagen in unserer Rasse vorhanden sind. Somit war es auch an der Zeit, die TP/Bronze auf den Prüfstand zu stellen um sie zu verbessern. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wurde schnell klar, dass die Prüfung ausbaufähig ist und es an der Zeit ist, sie als eigenständige Prüfung aufzulegen. In der Überlegung: „Was möchten wir beim Toller in Bezug auf die Anlagen sehen und züchterisch erhalten?“ steht natürlich das Tolling ganz oben und deshalb haben wir es in der Ausarbeitung etwas mehr ausgeprägt. Die Selbständigkeit und sein ausdauernder Findewillen sind ebenfalls wichtige Merkmale des Tollers, hierfür haben wir eine Suche mit kleiner Schleppe eingebaut, ein Bereich, in welchem der Toller sehr viel herzeigen kann. Der Schusstest an Land ist ein Standard für die Zuchtvoraussetzungen und darf somit ebenfalls nicht fehlen. Das 12 Punkte System gibt uns eine bessere Feinabstimmung in der Bewertung und macht diese nochmals aussagekräftiger.

Nachdem die Prüfung ihren Schwerpunkt auf die Beurteilung der Anlagen legen soll haben wir ein Höchstalter für den 1. Start mit 30 Monaten etabliert, für weitere Versuche um sich zum Beispiel für die nächste Prüfung (Silber) zu qualifizieren, darf der Toller auch älter sein. Übergangsweise dürfen bis zum 30.06.2023 Toller in jedem Alter starten. Außer den Altersbeschränkungen fallen alle anderen Zugangsvoraussetzungen weg.

Mit dieser neuen Prüfung fragen wir die wichtigsten Bereiche ab, die ein Hund in der Tollerzucht mitbringen soll, somit können wir im nächsten Schritt auch die Züchter und die Prüfungslandschaft entlasten, indem wir die Zuchtzulassungsvoraussetzungen ändern und künftig statt einer JAS und TP/Bronze die neue Version der TP/Bronze alleine ausreicht.

Wir hoffen, dass wir mit dieser überarbeiteten Prüfung viele Tollerbesitzer inspirieren können, diese Prüfung zu laufen, damit wir diese auch dauerhaft und flächendeckend gut anbieten können.

Wir freuen uns darauf!

 

Prüfungswochenende für die Tollingprüfungen Bronze und Silber

By Alle, Alle Rassen, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Das Prüfungs-Highlight für unsere Toller: TP/Bronze und TP/Silber

Unter der hervorragenden Organisation von Doris fand am Samstag im Revier von Doris und Thomas bei Gablingen die TP/Bronze statt.  In 2 Richtergruppen um Günter und Thomas und den interessierten Mitrichtern Monika Schönbach und Adi Schwab stellten sich 6 Toller der Prüfung.

TP/Bronze am 13. November 2021

Geprüft wurde an einem Altarm der Schmutter, mit dichtem Schilfbewuchs und „interessanten“ Wasser Ein- und Ausstiegen. Ich startete etwas „unfreiwillig“ :

  • mit Jaycee, die ich eigentlich in der TP/Silber melden wollte (und bei der Meldung dann feststellen musste, dass nur eine bestandene TP/Bronze mit ‚V‘ oder vergleichbare Tollingprüfung in Schweden zum Start berechtigt und nicht vorzüglich bestandene BLPs oder VPSs) und
  • mit Linnea, die ich erst 2 Wochen vor der Prüfung meldete, da „ich ja sowieso schon an dem Tag vor Ort bin“.

Der Tag wurde zum Erfolg: Beide Mädels bestehen die TP/Bronze mit 40 Punkten (volle Punktezahl) und wenn es einen Suchensieger gegeben hätte, wäre es Linnea mit ihren 21 Monaten geworden. Und mit Jaycee hatte ich somit die Berechtigung für den Start am nächsten Tag bei der TP/Silber.

5 von den 6 gemeldeten Tollern konnten alle mit vorzüglichen und sehr guten Ergebnissen bestehen und ihre Führer konnten zufrieden nach Hause fahren.

TP/Silber am 14. November 2021

Am Sonntag fand dann gleich in der Nähe an einem See mit gutem Bewuchs die TP/Silber statt.
5 Toller, davon jeweils 2 mit den gleichen Führern, stellten sich dem Richterteam um Günter. Anspruchsvolles Gelände mit langen Schwimmstrecken, Schilfgürtel und ein abwechslungsreiches Suchengebiet erwartete uns. – Perfekt für eine Leistungsprüfung.

Ich war nun mit Jaycee und TJ am Start – Jaycee in der Standhitze (als Starter), 2 weitere Mädels in der Standhitze zu Hause und mein „armer“ Bube TJ mittendrin (in einem Auto mit Jaycee).
Um es gleich vorwegzunehmen: TJ konnte an diesem Tag diese Prüfung, die eigentlich wie geschaffen für ihn war, nicht bestehen – alle Aufgaben löste er perfekt, aber dann beim Wasserblind standen ihm seine Hormone im Weg und er konnte die Aufgabe nicht lösen. Schade für ihn. Und Jaycee war dann der Knaller. – Mit ihren 3 Jahren zeigte sie eine hervorragende Leistung:

Anschleichen: Ausgestattet mit einer Holzattrappen-Flinte schickte uns Günter auf den Weg.
Jaycee aufmerksam und jede Bewegung von mir folgend, war ein toller Begleiter für dieses jagdliche Anpirschen mit über 45 Metern.

Tolling: Insgesamt 45 Tolling-Sequenzen mit 2 Pausen bei der einmal auch ein Schrotschuss abgegeben wurde. Mein Mädchen tollte spielerisch, energiegeladen und fokussiert auf ihre Arbeit. Die schwimmenden Lockenten wurden einfach ignoriert.

Markierung: Neben der Blende sitzend warteten wir auf den Schuss und Jaycee verfolgte aufmerksam und ruhig die Flugbahn der Ente, die in 60 Meter Entfernung in einen vorgelagerten Schilfgürtel fiel. Nach Freigabe nahm sie sofort das Wasser an und schwamm zügig ins Schilf und brachte mir stolz die Ente.

Wasserblind: Nach einem längeren Weg frei bei Fuß laufend um den See, kamen wir zur Ansatzstelle des Blindes. Und diese Aufgabe stellte alle Hunde bei dieser Prüfung vor eine Herausforderung:

Die Hunde mussten am Schilfgürtel, aus dem sie kurz vorher ihre Markierente herausgeholt hatten, vorbei, quer über das Wasser auf das schräg gegenüberliegende Ufer geschickt werden. Die meisten Hunde verloren sich zunächst im Schilf und stöberten dort herum, bis sie den Weg über das Wasser zum Blind fanden.

Jaycee zeigte bei dieser Aufgabe eine Leistung, die mir noch heute beim Schreiben dieser Zeilen, eine Gänsehaut verursacht. Ich schickte sie gerade aus auf die offene Wasserfläche, sie ignorierte brav das rechts von ihr liegende Schilf und auf der Höhe das Blindes stoppte ich sie in 50 Meter Entfernung auf dem Wasser und sie ließ sich dann folgsam nach rechts mit nochmal einer Schwimmstrecke von 50 Metern auf die Ente schicken um auf dem kürzesten Weg zu mir zurückzukommen. Toll gemacht!

Landblind: Der Weg zur Ansatzstelle war kurz. Die Hunde mussten über eine Wiese in eine Böschung, die ungefähr 40 Meter entfernt war, eingewiesen werden. Diese Aufgabe wurde von Jaycee schnell und problemlos erledigt.

Suche: Der Weg in den Kessel des Suchengebietes war lang und verlangte von den Hunden nach den langen Schwimmstrecken noch einmal viel Konzentration um auch hier eine anständige Fußarbeit zu zeigen. Das Suchengebiet war perfekt für unsere Tollingprüfung: Große, flache Wasserflächen, durchsetzt mit bewachsenen Erd- und Steinhügeln und Schilfflächen auf sandigen Schlammboden. Die Tiefe war ungefähr 60 Meter. Die Fläche betrug ca. 2.500 qm.

Jaycee suchte ausdauernd, mit Begeisterung und selbstständig die 4 Enten und 2 Kaninchen weit unter der vorgegebenen Zeit von 15 Minuten. Und dann waren wir fertig und ich freute mich riesig über die hoch konzentrierte und konstante Leistung in Jaycees 45-minütigen Prüfung.

Am Ende des Tages stand fest, dass meine 3-jährige Hündin Suchensieger im 1. Preis mit 308 Punkten (Höchstpunktzahl 310!) geworden ist. Als Highlight darf sie (und ich) den Wanderpokal der TP/Silber bei unserer nächsten ZV im Februar in Empfang und für 1 Jahr mit nach Hause nehmen.

Nachdem schon ihre Mutter Faylinn bei der 1. TP/Silber den 2. Platz mit der Bronze Medaille des DRCs geholt hatte, übertraf nun ihre Tochter Jaycee diesen Erfolg mit dem 1. Platz und der Silber Medaille des DRCs.

Dadurch, dass in Schweden unsere Tollingprüfungen anerkannt werden, gibt es für mich nun auch den positiven „Nebeneffekt“, dass Jaycee nun schon ihren 1. Preis in der Open hat und Linnea die Startberechtigung für die Open. Sehr schön, wenn wir vielleicht dieses Jahr in Schweden wieder starten können.

Fazit von mir, nach 4 Starts auf der TP/Silber:
Es ist eine anspruchsvolle Leistungsprüfung, die sehr viel Spaß macht zu führen. Hier sieht man wirklich, wozu unsere Hunde gezüchtet sind und was sie alles leisten können. Voraussetzung für die Teilnahme ist jedoch, dass der Hund ein gewisses Alter hat, um durch diese lange Prüfung Konzentration und Leistungsfähigkeit mindestens 45 Minuten halten zu können. Des Weiteren braucht er eine hohe Wasseraffinität mit der Übung über lange Schwimmstrecken zu schwimmen und dabei immer führig zu bleiben und die Kommandos seines Führers zu befolgen.

Ein großes Dankeschön hier noch einmal an Doris, dass sie sich jeden November die Mühe macht, diese Tollingprüfungen hier im Süden auszurichten und an Thomas und Günter für das immer freundliche und „nervenschonende“ Richten. Danke auch an Monika Schönbach und Adi Schwab, die sich als „Nichttollerführer“ für unsere Arbeit interessieren und kompetent mitgerichtet haben.

Ich freue mich schon auf die kommende Züchterversammlung und den Wanderpokal, der von Doris, Thomas und Günter für diese hochwertige jagdliche Prüfung gestiftet wurde.

Ute Nagl mit

Hunter’s Moonlight Unique Girl Linnea
Hunter’s Moonlight Rockabilly Jaycee
United Hunter‘s Moonlight TJ vom Lech-Toller Nest

Ute Nagl hat für interessierte Rasseliebhaber einen Bericht über ihre Teilnahme an den Tollingprüfungen Bronze und Silber geschrieben
Read More

Aktualisiert: Durchführung von Wurfabnahmen – Datum

By Alle, Alle Rassen, Alle Vorstandsmitteilungen, Chesapeake Bay Retriever, Curly Coated Retriever, Flat-Coated Retriever, Golden Retriever, Labrador Retriever, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Verlängerung der Regelungen zur Durchführung von Wurfabnahmen und Zwingerbesichtigungen

Die Regelung zur Durchführung von Wurfabnahmen, nach der die Feststellung der Gesundheitsparameter für Welpen und die Mutterhündin durch einen Tierarzt als Ersatz für eine Wurfabnahme möglich ist, wird für alle Retriever-Rassen bis zum 31.12.2021 verlängert. Wurfabnahmen können selbstverständlich aber auch, soweit die Bestimmungen der einzelnen Landkreise und Kommunen dies jeweils aktuell zulassen, unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen von DRC-Zuchtwarten durchgeführt werden, sofern diese sich dazu bereit erklären.

Zwingerbesichtigungen können nach wie vor nur durch DRC-Zuchtwarte durchgeführt werden. Sofern im Einzelfall kein Zuchtwart bereit ist, eine Zwingerbesichtigung vorzunehmen, ist die Beantragung eines Zwingerschutzes oder die Fortführung der Zucht nach einem Umzug nicht möglich.

Schweißausbrüche auf der Schweißfährte?

By Alle, Alle Rassen, Alles zum Jagdwesen, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever, Prüfungsberichte

Joachim Nagl mit United Hunters-Moonlight vom Lech-Toller Nest

Gefühlswelten am Tag der 1. Vereins-Schweißprüfung (R/SwP) der LG Süd im DRC e.V.

Es ist Sonntag, der 30. Mai 2021. Die LG Süd hatte eingeladen zu ihrer ersten Vereins-Schweißprüfung.

Es ist sehr früh hell und die Sonne erleichtert mir das Aufstehen. Ich überprüfe noch kurz meine Unterlagen und Ausrüstung und lade meinen NSDTR-Rüden TJ in mein Auto und mache mich auf den Weg zum Treffpunkt. Ich starte viel zu früh, kann aber dafür noch einen ausgiebigen Spaziergang mit meinem Hund genießen und bin 25 Minuten vor der Zeit auch der erste am Treffpunkt.

Dort treffe ich 3 weitere Retrieverführer und 3 sehr erfahrene Richterinnen und Richter, die ich bereits aus früheren Prüfungen kenne. Ich kann einschätzen: Es wird uns nichts geschenkt, aber fair gerichtet.

Die Abgabe der Papiere und Überprüfung der Chipnummer geht flott und ich darf als Erster eine Startnummer ziehen. Ich hoffe auf eine niedrige Startnummer und ziehe die 4; bin somit der letzte Starter im Feld und habe die längste Zeit zum Warten und nervös zu werden.

Nach einer kurzen Fahrt im Konvoi mit 7 Autos sind wir im Revier. Die Richter „verschwinden“ für die erste Fährte mit dem ersten Hundeführer-Gespann. Das Warten hat begonnen. Eine weitere kurze Runde mit meinem Rüden und angenehme Gespräche mit den 2 wartenden Retrieverführern verkürzen zwar nicht die Zeit bis zur Rückkehr des ersten geprüften Gespanns, tragen aber dazu bei die Nervosität niedrig zu halten.

Nach nahezu 90 Minuten erhalten wir die Information, dass es beim ersten Gespann leider nicht geklappt hat die Fährte bis zum Ziel auszuarbeiten und das zweite Team verlässt den Sammelplatz mit den Richtern, um sich der Aufgabe zu stellen. Nach weiteren 90 Minuten kommen die Prüfer erneut mit einer schlechten Nachricht zurück; auch das 2. Team hat sein Ziel nicht erreicht.

Wir fahren an einen anderen Sammelpunkt und ich warte allein weitere 90 Minuten auf die Rückkehr des Trosses.

Dann bin ich endlich an der Reihe. Herr Luick, ein Richter vom Verein für Kleine Münsterländer e.V., holt mich ab und auf dem Weg zum Anschuss erfahre ich, dass es leider auch dem 3. Hundeteam heute nicht gelungen ist ans Stück zu kommen. Ich „verdaue“ diese Information und fühle eine erhöhte Anspannung; eine Prüfung, bei der Keiner besteht, wäre ein schlechtes Szenario. Ich konzentriere mich in dem ich mir meine vielen Trainingseinheiten in Erinnerung rufe und mir klar mache, dass mein Hund alle Voraussetzungen mitbringt, mich ans Ziel zu bringen.

Die letzten Meter vor dem Anschuss sind dornig. Ich verheddere mich ein paar Mal, aber meinen Hund stört es nicht; er ist voll konzentriert und wir spulen das Repertoire ab, welches einer Schweißarbeit vorausgeht – Hund das Geschirr anlegen, den Riemen auswerfen, Hund ablegen, zum Anschuss gehen und untersuchen, Bruch entfernen – den Hauptakteur heranholen.

TJ nimmt die Spur auf und geht los. Der Riemen hat die volle Länge, als ich denn ebenfalls loslaufe. Er geht zielstrebig und ich folge ihm mit 8 Meter Abstand. Mit jedem Meter, den er auf der Fährte mit niedriger Nase arbeitet schwinden meine Bedenken. Die ersten Verweiserpunkte und Ecken zeigt er mir exakt an. Auch die Verleitungen kann ich erkennen – er verlässt die Fährte ca. 3 Meter nach links und dann auch nach rechts, dreht um und konzentriert sich wieder auf die Geruchsspur.

Die Untergründe wechseln von Binsen auf Erde, es geht über Totholz und diverse Äste, auf denen ich meinen Hund aus den Augen lassen muss um diese Hindernisse unbeschadet zu überwinden. Es werden Wege gekreuzt, Gräben überquert, hoher und niedriger Bewuchs wechselt mit purem trockenem Waldboden. Mein Gefährte arbeitet heute wie auf Schienen und nach ca. 600 Meter habe ich keine Zweifel mehr, dass wir die Prüfung mit Bravour meistern. Ich schwebe quasi über den Wolken.

Gefühlt habe ich 900 Meter hinter mir, als er mir den 6. Verweiserpunkt mit einer Bewegung seines Kopfes anzeigt und dann nach rechts den leichten Hang Richtung Straße hochzieht. Ich bin mir sicher, dass er weitere 30 Meter voll auf der Fährte ist und bin dann erstaunt, dass er die Nase hochnimmt und scheinbar die Spur verloren hat. Ich schaue nach vorne und hoffe, dass ich das ausgelegte Stück eräugen kann. Leider kann ich nichts sehen, werde unsicher und beschließe zum letzten Verweiserpunkt zurückzugehen und dort nochmals den Hund anzusetzen. Auf dem Rückweg sieht der Wald aber völlig anders aus und ich finde den Verweiserpunkt nicht. Um den Untergrund nicht noch weiter mit Bodenverletzungen zu „verseuchen“ lege ich den Hund ab und gönne ihm eine kurze Ruhepause und gebe ihm Wasser, damit sich seine Schleimhäute wieder reinigen können.

Dort wo ich den Verweiserpunkt ungefähr vermute lasse ich meinen Gefährten wieder die Arbeit aufnehmen und nach kurzer Suche zieht er wieder an. Wieder in die gleiche Richtung wie schon vorher. Also doch die richtige Fährte? Ich folge ihm erneut bis annähernd zur selben Stelle wie vorher. Erneut schnuppert er mit hoher Nase. Mein Hund findet einen ausgeblichenen Unterkiefer eines ca. 5-jährigen Rehs und apportiert mir diesen. Leider ist es nicht das gesuchte Stück.

Meine Hochgefühle sind weg. Fast unmerklich aber immer intensiver schleicht sich Unsicherheit bei mir ein, da ich die Signale meines Lieblings nicht mehr eindeutig interpretieren kann. „Nach dem bisherigen Verlauf darf es aber nicht sein, dass es hier so endet!“ schießt es mir in den Sinn und ich sortiere meine Möglichkeiten. Ich denke erneut darüber nach, dass ich vermutlich nur noch maximal 50 Meter bis zum Ziel habe und mein treuer Gefährte das abgelegte Reh bereits in der Nase haben könnte und wage mich mit meinem Hund noch weitere 10 Meter in Richtung Straße, die weitere 50 Meter entfernt bereits zu erahnen ist.

Und da passiert es.

Ich bekomme einen Abruf und werde zurückgeführt bis zum letzten Verweiserpunkt.

Erneut gönne ich meinem Hund eine Ruhephase mit Wasser und denke in der Zwischenzeit darüber nach, wie ich weiter mache – rechts hoch war verkehrt, vor mir habe ich bereits weitere Bodenverwundungen hinzugefügt und die Geruchspartikel kontaminiert. 50 Meter vor mir beginnt ein Waldweg mit 2 Spuren und in der Mitte hohes Gras. In meinen Trainings bin ich sehr selten Wege entlanggelaufen und fürchte, dass die Fährte doch nicht geradeaus, sondern eher nochmals nach links gehen muss. Aber es hilft nichts. Wenn einer von uns beiden die Fährte wiederfinden kann, dann ist es mein Hund. Ich muss und ich will mich auf ihn verlassen. Nochmals reinigendes Wasser und dann tasten wir uns nach vorne und ich beobachte ihn genau. Am Waldweg mit den ausgefahrenen Fahrspuren und hohem Gras in der Mitte und links und rechts angekommen wird TJ scheinbar etwas zielstrebiger. Dann wechselt er die Spur auf dem Weg von links nach rechts und zieht wieder an. Haben wir die Fährte wiedergefunden? Der Weg biegt nach rechts ab und TJ folgt dieser zunächst für 3 Meter, kommt zurück und geht dann geradeaus. – Weitere 10 Meter entfernt vergräbt er seine Schnauze in der Erde. Als ich herankomme sehe ich, dass er das 2. Wundbett gefunden hat. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen – er frisst jeden dort deponierten Lungenfetzen und hat seine Nase wieder gefüllt mit dem Schweißduft und nimmt seine Arbeit zielstrebig und mit vollem Elan wieder auf. Jegliche Erschöpfung ist wie wegegeblasen und wir steuern auf eine Schonung mit sehr dichten 4 Meter hohen Tannen zu. Im Training hatten wir viele Tannenschonungen schon durchlaufen, aber meist waren diese nur 1,5 Meter hoch und ich konnte schnell folgen. TJ zieht mitten durch – ich bin mir absolut sicher, dass er auf der Fährte ist – aber um dort durchzukommen muss ich mein Gesicht schützen und lasse den Riemen los.

Auf halbem Weg durch die Schonung kommt mir TJ zurück. Ich entnehme seinem Blick die Fragen „Wo bleibst Du? Ich war doch richtig, oder?“ und schicke ihn wieder voran. Etwa 5 Meter hinter der Schonung wartet er und schaut zu mir zurück. Ich höre ihn förmlich sagen: „Was ist? Geht’s endlich weiter?“. Ich ergreife den Riemen im hinteren Drittel und TJ setzt sich sofort in Bewegung  als er spürt, dass ich über den Riemen wieder mit ihm verbunden bin. — Was für ein Teamplayer!!! —

Es geht in zügigem Tempo weiter und nach der nächsten Biegung kann ich das abgelegte Schmalreh in ca. 40 Meter Entfernung sehen. Mein Rüde ist 8 Meter vor mir am Ziel und überlegt gerade, wie er mir das kleine Reh apportieren kann. Das ist aber nicht nötig, denn schon bin ich bis zum Ziel gefolgt und vor lauter Freudegedanken „Wow – wir haben es geschafft“ habe ich fast vergessen, dass TJ sich eine kleine Belohnung in Form eines Katzendöschens verdient hat und die er freudig annimmt und verschlingt.

Alle drei richtenden Begleiter freuen sich mit mir und ich erhalte einen Bruch für mich und meinen Hund mit einem herzlichen „Waidmannsheil! Tolle Arbeit“ überreicht.

Ich sage ein dankbares „Waidmannsdank“ an die beiden Richterinnen und den Richter und nach einem Erinnerungsbild machen wir uns auf zum Rückweg zum Auto

Dank gilt natürlich auch dem Revierinhaber, der sein Revier mit seinen sehr vielseitigen Untergründen für die 5 Fährten (davon eine Reservefährte) des Tages zur Verfügung gestellt hat.

Insbesondere danke ich auch ganz besonders meiner Frau Ute, die mich in der Vorbereitung auf die Prüfung unermüdlich intensiv und kompetent unterstützt hat und ohne ihre Hartnäckigkeit ich diese Prüfung nicht gemeldet und gelaufen wäre.

 

Joachim Nagl mit TJ (United Hunters-Moonlight TJ vom Lech-Toller Nest)

Ein Prüfungsbericht einer R/SwP mit allen Höhen und Tiefen, die der Prüfling dabei durchlebt hat, findet sich hier.
Read More

Nach dem Spessart Cup 2020 oder warum andere Toller das auch können

By Alle, Alle Rassen, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Mabelle und Rhydian beim Spessart Cup

Früh am Samstag haben sich Steffi mit ihrem Rhydian und ich mich mit Mabelle auf dem Weg zum Spessart Cup gemacht. Da wir beide in der Fortgeschrittenen Klasse gemeldet hatten, freuten wir uns auf einen netten gemeinsamen Tag mit unseren Tollern.

Beide haben die anspruchsvollen Aufgaben in schwierigem Gelände schön gearbeitet, am Ende waren alle Dummy´s drin und wir sehr zufrieden.

Dann kam die Siegerehrung und ich war fassungslos, meine Tollerine hat vorzüglich gewonnen. Ich bin immer noch unglaublich stolz!

Überraschend jedoch war für mich, die Überraschung der Anderen, DAS ein Toller gewonnen hat.

Unsere Toller arbeiten anders, aber nicht schlechter als die anderen Retrieverrassen. Wir müssen die Stärken unsere Hunde fördern und an den Schwächen arbeiten, wie alle anderen Hundeführer auch. Es heißt oft : „oh je ein Toller, die sind laut“. Andere Rassen haben durchaus auch Startlautprobleme und da ist es nichts besonderes. Ich denke, wenn man die Menge der startenden Toller in Beziehung setzt zu den startenden anderen Rassen hat keine mehr oder weniger Probleme. Ein Startlaut, oder ein Laut während der Arbeit des Hundes ist kein Grund aufzugeben. Allerdings glauben es  viele Tollerbesitzer,  wenn sie Hilfe suchen und dann  den Satz hören „ ach ja, das ist halt ein Toller“ und halten das Lautgeben für unabwendbar.

Mabelle hatte mit ca. 1 ½ Jahren einen ordentlichen Startlaut, sie ist laut schreiend los und das über 10m. Ich habe einen Fehler im Aufbau gemacht! Nach einigen Überlegungen und sehr guten Tipps von einem nicht unbekannten Trainer in Ungarn, habe ich das Training umgestellt und nach ca. 6 Monaten war die Tollerine still, entspannt und freudig bei der Arbeit. Jetzt mögen einige sagen, ja Mabelle ist auch eine außergewöhnliche Hünden (stimmt natürlich 😉 ), da ist es nicht schwer. Aber ich habe ja auch noch meine jüngere Hündin Palina, die vom Charakter ganz anders ist. Und auch sie arbeitet still, schnell und freudig. Sie hat letztes Jahr Gründeln im Forst, einen Wasserworkingstest, gewonnen, bei dem ihre erste Aufgabe eine Doppelaufgabe am Wasser war.

Dies schreibe ich nicht um mit meinem Erfolg anzugeben , sondern um allen Tollerbesitzern Mut zu machen sich nicht von den Vorurteilen entmutigen zulassen! Das Wichtigste ist ein ordentlicher, langsamer und konsequenter Aufbau des Hundes, ohne Härte und mit viel Geduld!

Ich liebe diese Rasse!

Gabi Sieth mit Hunter´s Moonlight Magic Moments Mabelle und  Hunter´s Moonlight Pancake Palina to Sunshine Tollers