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Alle Rassen

Aktualisiert: Durchführung von Wurfabnahmen – Datum

By Alle, Alle Rassen, Alle Vorstandsmitteilungen, Chesapeake Bay Retriever, Curly Coated Retriever, Flat-Coated Retriever, Golden Retriever, Labrador Retriever, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Verlängerung der Regelungen zur Durchführung von Wurfabnahmen und Zwingerbesichtigungen

Die Regelung zur Durchführung von Wurfabnahmen, nach der die Feststellung der Gesundheitsparameter für Welpen und die Mutterhündin durch einen Tierarzt als Ersatz für eine Wurfabnahme möglich ist, wird für alle Retriever-Rassen bis zum 31.12.2021 verlängert. Wurfabnahmen können selbstverständlich aber auch, soweit die Bestimmungen der einzelnen Landkreise und Kommunen dies jeweils aktuell zulassen, unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen von DRC-Zuchtwarten durchgeführt werden, sofern diese sich dazu bereit erklären.

Zwingerbesichtigungen können nach wie vor nur durch DRC-Zuchtwarte durchgeführt werden. Sofern im Einzelfall kein Zuchtwart bereit ist, eine Zwingerbesichtigung vorzunehmen, ist die Beantragung eines Zwingerschutzes oder die Fortführung der Zucht nach einem Umzug nicht möglich.

Schweißausbrüche auf der Schweißfährte?

By Alle, Alle Rassen, Alles zum Jagdwesen, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever, Prüfungsberichte

Joachim Nagl mit United Hunters-Moonlight vom Lech-Toller Nest

Gefühlswelten am Tag der 1. Vereins-Schweißprüfung (R/SwP) der LG Süd im DRC e.V.

Es ist Sonntag, der 30. Mai 2021. Die LG Süd hatte eingeladen zu ihrer ersten Vereins-Schweißprüfung.

Es ist sehr früh hell und die Sonne erleichtert mir das Aufstehen. Ich überprüfe noch kurz meine Unterlagen und Ausrüstung und lade meinen NSDTR-Rüden TJ in mein Auto und mache mich auf den Weg zum Treffpunkt. Ich starte viel zu früh, kann aber dafür noch einen ausgiebigen Spaziergang mit meinem Hund genießen und bin 25 Minuten vor der Zeit auch der erste am Treffpunkt.

Dort treffe ich 3 weitere Retrieverführer und 3 sehr erfahrene Richterinnen und Richter, die ich bereits aus früheren Prüfungen kenne. Ich kann einschätzen: Es wird uns nichts geschenkt, aber fair gerichtet.

Die Abgabe der Papiere und Überprüfung der Chipnummer geht flott und ich darf als Erster eine Startnummer ziehen. Ich hoffe auf eine niedrige Startnummer und ziehe die 4; bin somit der letzte Starter im Feld und habe die längste Zeit zum Warten und nervös zu werden.

Nach einer kurzen Fahrt im Konvoi mit 7 Autos sind wir im Revier. Die Richter „verschwinden“ für die erste Fährte mit dem ersten Hundeführer-Gespann. Das Warten hat begonnen. Eine weitere kurze Runde mit meinem Rüden und angenehme Gespräche mit den 2 wartenden Retrieverführern verkürzen zwar nicht die Zeit bis zur Rückkehr des ersten geprüften Gespanns, tragen aber dazu bei die Nervosität niedrig zu halten.

Nach nahezu 90 Minuten erhalten wir die Information, dass es beim ersten Gespann leider nicht geklappt hat die Fährte bis zum Ziel auszuarbeiten und das zweite Team verlässt den Sammelplatz mit den Richtern, um sich der Aufgabe zu stellen. Nach weiteren 90 Minuten kommen die Prüfer erneut mit einer schlechten Nachricht zurück; auch das 2. Team hat sein Ziel nicht erreicht.

Wir fahren an einen anderen Sammelpunkt und ich warte allein weitere 90 Minuten auf die Rückkehr des Trosses.

Dann bin ich endlich an der Reihe. Herr Luick, ein Richter vom Verein für Kleine Münsterländer e.V., holt mich ab und auf dem Weg zum Anschuss erfahre ich, dass es leider auch dem 3. Hundeteam heute nicht gelungen ist ans Stück zu kommen. Ich „verdaue“ diese Information und fühle eine erhöhte Anspannung; eine Prüfung, bei der Keiner besteht, wäre ein schlechtes Szenario. Ich konzentriere mich in dem ich mir meine vielen Trainingseinheiten in Erinnerung rufe und mir klar mache, dass mein Hund alle Voraussetzungen mitbringt, mich ans Ziel zu bringen.

Die letzten Meter vor dem Anschuss sind dornig. Ich verheddere mich ein paar Mal, aber meinen Hund stört es nicht; er ist voll konzentriert und wir spulen das Repertoire ab, welches einer Schweißarbeit vorausgeht – Hund das Geschirr anlegen, den Riemen auswerfen, Hund ablegen, zum Anschuss gehen und untersuchen, Bruch entfernen – den Hauptakteur heranholen.

TJ nimmt die Spur auf und geht los. Der Riemen hat die volle Länge, als ich denn ebenfalls loslaufe. Er geht zielstrebig und ich folge ihm mit 8 Meter Abstand. Mit jedem Meter, den er auf der Fährte mit niedriger Nase arbeitet schwinden meine Bedenken. Die ersten Verweiserpunkte und Ecken zeigt er mir exakt an. Auch die Verleitungen kann ich erkennen – er verlässt die Fährte ca. 3 Meter nach links und dann auch nach rechts, dreht um und konzentriert sich wieder auf die Geruchsspur.

Die Untergründe wechseln von Binsen auf Erde, es geht über Totholz und diverse Äste, auf denen ich meinen Hund aus den Augen lassen muss um diese Hindernisse unbeschadet zu überwinden. Es werden Wege gekreuzt, Gräben überquert, hoher und niedriger Bewuchs wechselt mit purem trockenem Waldboden. Mein Gefährte arbeitet heute wie auf Schienen und nach ca. 600 Meter habe ich keine Zweifel mehr, dass wir die Prüfung mit Bravour meistern. Ich schwebe quasi über den Wolken.

Gefühlt habe ich 900 Meter hinter mir, als er mir den 6. Verweiserpunkt mit einer Bewegung seines Kopfes anzeigt und dann nach rechts den leichten Hang Richtung Straße hochzieht. Ich bin mir sicher, dass er weitere 30 Meter voll auf der Fährte ist und bin dann erstaunt, dass er die Nase hochnimmt und scheinbar die Spur verloren hat. Ich schaue nach vorne und hoffe, dass ich das ausgelegte Stück eräugen kann. Leider kann ich nichts sehen, werde unsicher und beschließe zum letzten Verweiserpunkt zurückzugehen und dort nochmals den Hund anzusetzen. Auf dem Rückweg sieht der Wald aber völlig anders aus und ich finde den Verweiserpunkt nicht. Um den Untergrund nicht noch weiter mit Bodenverletzungen zu „verseuchen“ lege ich den Hund ab und gönne ihm eine kurze Ruhepause und gebe ihm Wasser, damit sich seine Schleimhäute wieder reinigen können.

Dort wo ich den Verweiserpunkt ungefähr vermute lasse ich meinen Gefährten wieder die Arbeit aufnehmen und nach kurzer Suche zieht er wieder an. Wieder in die gleiche Richtung wie schon vorher. Also doch die richtige Fährte? Ich folge ihm erneut bis annähernd zur selben Stelle wie vorher. Erneut schnuppert er mit hoher Nase. Mein Hund findet einen ausgeblichenen Unterkiefer eines ca. 5-jährigen Rehs und apportiert mir diesen. Leider ist es nicht das gesuchte Stück.

Meine Hochgefühle sind weg. Fast unmerklich aber immer intensiver schleicht sich Unsicherheit bei mir ein, da ich die Signale meines Lieblings nicht mehr eindeutig interpretieren kann. „Nach dem bisherigen Verlauf darf es aber nicht sein, dass es hier so endet!“ schießt es mir in den Sinn und ich sortiere meine Möglichkeiten. Ich denke erneut darüber nach, dass ich vermutlich nur noch maximal 50 Meter bis zum Ziel habe und mein treuer Gefährte das abgelegte Reh bereits in der Nase haben könnte und wage mich mit meinem Hund noch weitere 10 Meter in Richtung Straße, die weitere 50 Meter entfernt bereits zu erahnen ist.

Und da passiert es.

Ich bekomme einen Abruf und werde zurückgeführt bis zum letzten Verweiserpunkt.

Erneut gönne ich meinem Hund eine Ruhephase mit Wasser und denke in der Zwischenzeit darüber nach, wie ich weiter mache – rechts hoch war verkehrt, vor mir habe ich bereits weitere Bodenverwundungen hinzugefügt und die Geruchspartikel kontaminiert. 50 Meter vor mir beginnt ein Waldweg mit 2 Spuren und in der Mitte hohes Gras. In meinen Trainings bin ich sehr selten Wege entlanggelaufen und fürchte, dass die Fährte doch nicht geradeaus, sondern eher nochmals nach links gehen muss. Aber es hilft nichts. Wenn einer von uns beiden die Fährte wiederfinden kann, dann ist es mein Hund. Ich muss und ich will mich auf ihn verlassen. Nochmals reinigendes Wasser und dann tasten wir uns nach vorne und ich beobachte ihn genau. Am Waldweg mit den ausgefahrenen Fahrspuren und hohem Gras in der Mitte und links und rechts angekommen wird TJ scheinbar etwas zielstrebiger. Dann wechselt er die Spur auf dem Weg von links nach rechts und zieht wieder an. Haben wir die Fährte wiedergefunden? Der Weg biegt nach rechts ab und TJ folgt dieser zunächst für 3 Meter, kommt zurück und geht dann geradeaus. – Weitere 10 Meter entfernt vergräbt er seine Schnauze in der Erde. Als ich herankomme sehe ich, dass er das 2. Wundbett gefunden hat. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen – er frisst jeden dort deponierten Lungenfetzen und hat seine Nase wieder gefüllt mit dem Schweißduft und nimmt seine Arbeit zielstrebig und mit vollem Elan wieder auf. Jegliche Erschöpfung ist wie wegegeblasen und wir steuern auf eine Schonung mit sehr dichten 4 Meter hohen Tannen zu. Im Training hatten wir viele Tannenschonungen schon durchlaufen, aber meist waren diese nur 1,5 Meter hoch und ich konnte schnell folgen. TJ zieht mitten durch – ich bin mir absolut sicher, dass er auf der Fährte ist – aber um dort durchzukommen muss ich mein Gesicht schützen und lasse den Riemen los.

Auf halbem Weg durch die Schonung kommt mir TJ zurück. Ich entnehme seinem Blick die Fragen „Wo bleibst Du? Ich war doch richtig, oder?“ und schicke ihn wieder voran. Etwa 5 Meter hinter der Schonung wartet er und schaut zu mir zurück. Ich höre ihn förmlich sagen: „Was ist? Geht’s endlich weiter?“. Ich ergreife den Riemen im hinteren Drittel und TJ setzt sich sofort in Bewegung  als er spürt, dass ich über den Riemen wieder mit ihm verbunden bin. — Was für ein Teamplayer!!! —

Es geht in zügigem Tempo weiter und nach der nächsten Biegung kann ich das abgelegte Schmalreh in ca. 40 Meter Entfernung sehen. Mein Rüde ist 8 Meter vor mir am Ziel und überlegt gerade, wie er mir das kleine Reh apportieren kann. Das ist aber nicht nötig, denn schon bin ich bis zum Ziel gefolgt und vor lauter Freudegedanken „Wow – wir haben es geschafft“ habe ich fast vergessen, dass TJ sich eine kleine Belohnung in Form eines Katzendöschens verdient hat und die er freudig annimmt und verschlingt.

Alle drei richtenden Begleiter freuen sich mit mir und ich erhalte einen Bruch für mich und meinen Hund mit einem herzlichen „Waidmannsheil! Tolle Arbeit“ überreicht.

Ich sage ein dankbares „Waidmannsdank“ an die beiden Richterinnen und den Richter und nach einem Erinnerungsbild machen wir uns auf zum Rückweg zum Auto

Dank gilt natürlich auch dem Revierinhaber, der sein Revier mit seinen sehr vielseitigen Untergründen für die 5 Fährten (davon eine Reservefährte) des Tages zur Verfügung gestellt hat.

Insbesondere danke ich auch ganz besonders meiner Frau Ute, die mich in der Vorbereitung auf die Prüfung unermüdlich intensiv und kompetent unterstützt hat und ohne ihre Hartnäckigkeit ich diese Prüfung nicht gemeldet und gelaufen wäre.

 

Joachim Nagl mit TJ (United Hunters-Moonlight TJ vom Lech-Toller Nest)

Ein Prüfungsbericht einer R/SwP mit allen Höhen und Tiefen, die der Prüfling dabei durchlebt hat, findet sich hier.
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Studienteilnehmer gesucht

By Alle Rassen, Golden Retriever

Untersuchung zur Gangwerkentwicklung vom Welpen bis zum adulten Hund

Für die Studie an mittelgroßen Hunderassen wurde u.a. der Golden Retriever ausgewählt. Unterstützt wird die Studie vom VDH. Nähere Informationen erhalten Sie von Ihrer Rassezuchtwartin Anette Kaster.

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Interessierte Besitzer eines Golden Retriever können als Studienteilnehmer an einer Untersuchung zur Entwicklung des Gangwerks teilnehmen.
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Selektion auf Ichthyose, sinnvoll oder populationsgenetisch problematisch?

By Alle, Alle Rassen, Golden Retriever

Die Ichthyose ist eine Erkrankung, die bei vielen Tierarten und auch dem Menschen auftritt. Sie beinhaltet eine Störung der Keratinisierung und Verhornung der Haut, der ständige Prozess der Hauterneuerung ist gestört und die obersten Hautschichten verdicken sich. Es bilden sich große, chitinige Hautschuppen, die sich wie ein Panzer auf die Haut legen können. In der Regel sind sie hart und dunkelbraun/schwarz. Der Name Ichthyosis ist abgleitet vom griechischen Ichthis (Fisch) = Fischschuppenkrankheit.

Im Gegensatz zur klassisch beschriebenen Ichthyose tritt beim Golden Retriever lediglich eine milde Form der Ichthyose in Form von hellen, manchmal dunkleren, und i.d.R. kleinen Hautschuppen auf, chitinige Schuppen sind beim Golden Retriever unbekannt. Welpen können Milchschorf aufweisen, der aber meistens im ersten Lebensjahr verschwindet. Adulte Tiere sind meist symptomlos, sicherlich gibt es vereinzelte Fälle mit stärkerer Schuppenbildung.

Kleine helle Hautschuppen sind bei den Golden Retrievern seit Jahrzehnten bekannt und stellten bis zum Erscheinen des Gentests von Antagene Ende 2010 kein Problem in der Rasse dar.

Der Ichthyose liegt ein autosomal rezessiver Erbgang des PNPLAP1 Gens zugrunde. Erste Ergebnisse des Gentests auf Ichthyose (ICT A) in den Jahren 2012/2013 ergab für Golden Retriever in der Schweiz und in Frankreich eine Verteilung von 30% reinerbig betroffenen Tieren bezüglich ICT A, ca. 50% Träger und lediglich 20% reinerbig freie Tiere. Dieses würde bedeuten, dass jeder dritte Golden Retriever eine phänotypische Ausprägung bezüglich Ichthyose hätte. Dieses ist aber nicht der Fall.

Um Daten darüber zu erhalten, wie die Ausprägung des Genotyps im Vergleich zum Phänotyp ist, wurde von der Zuchtkommission Golden im Jahr 2013 eine Studie an der Uni Gießen in Zusammenarbeit mit der GKF angeregt. Diese Studie wurde bereits ausführlich in der CZ veröffentlicht, daher hier nur eine kurze Zusammenfassung.

Es sollte untersucht werden, ob der häufiger anzutreffende Milchschorf bei Welpen in einem Zusammenhang zur Ichthyose steht. Hierfür wurden 18 Muttertiere mit 145 dazugehörigen Welpen über einen Zeitraum von einem Jahr bezüglich des Phänotyps und des Genotyps untersucht. Von den 18 Hündinnen waren 6 (30%) reinerbig bzgl ICT A ohne phänotypische Merkmale der Ichthyose. Von den 145 Welpen zeigten 36 Tiere Milchschorf,  die alle reinerbig bzgl. ICT A sind, 4 weitere reinerbige Welpen hatten keinen Milchschorf.

Nur fünf der Welpen die Schuppen hatten, wiesen diese auch in einem Alter von einem Jahr auf. Keines der Tiere zeigte Symptome einer Hautentzündung wie beispielsweise Rötungen, Juckreiz, Haarausfall, kahle Stellen oder fettiges Fell.

Fazit der Studie: der sogenannte Milchschorf als milde Form der Ichthyose ausgewachsener Golden Retriever ist eine gutartige Erkrankung, die die Lebensqualität der Tiere i.d.R nicht beeinträchtigt. Daher ist ein züchterisches Eingreifen nicht notwendig. Ein Zuchtausschluß betroffener Tiere ist nicht sinnvoll, da wegen der weiten Verbreitung dieser Genveränderung eine Verkleinerung der genetischen Vielfalt und des genetischen Pools der Rasse zu erwarten ist.

Eine weitere Erhebung zur Ichthyose wurde von Laboklin durchgeführt. Bis 2018 lagen 4000 Untersuchungsergebnisse bezüglich ICT A vor mit dem Ergebnis 22% reinerbig betroffene Tiere, 47% Träger und 31% freie Tiere. Die Ergebnisse zeigen eindeutig eine Verschiebung der Ergebnisse um ca. 10% von reinerbig betroffenen zu reinerbig freien Tieren, der Anteil der Träger bleibt konstant. Dieses sind eindeutig Zeichen für eine bereits vorhandene Selektion bezüglich ICT A.

Wegen der geringen Anzahl an Hunden mit Schuppenbildung wurde von Laboklin eine Befragung von 1000 Besitzern untersuchter Hunde durchgeführt. Das Ergebnis ist bei Laboklin nachzulesen, hier nur eine kurze Zusammenfassung: Von den betroffenen Tieren zeigen 50% keine Symptome, 21% nur im Welpenalter und 29% im adulten Stadium. Die Frage an die Besitzer, ob sie der Meinung sind, dass die Hunde im Alltag beeinträchtigt sind, ergab lediglich einen Wert von 2%. Zumeist wird es als kosmetisches Problem angesehen. Aber eine genetisch bedingte Erkrankung wird von den Besitzern häufig von vornherein auch ohne nennenswerte klinische Symptome als gravierendes Problem wahrgenommen.

Genetik – Selektion

Durch die Selektion auf ein Merkmal (Erkrankung) soll die Anzahl der betroffenen Tiere verringert werden. Das bedeutet eine Entnahme von einer bestimmten Anzahl an Tieren aus der Zucht, um die Häufigkeit des betroffenen Gens zurückzudrängen. Natürlich steht damit auch das ganze genetische Inventar dieser Individuen nicht mehr der Zucht zur Verfügung. Der Begriff des genetischen Flaschenhalses ist den Züchtern sicherlich bekannt, er bezeichnet die genetische Verarmung einer Population. Aus einer Ausgangspopulation mit genetischer Vielfalt resultiert eine Folgepopulation mit geringerer genetischer Vielfalt. Folge hiervon kann Inzuchtdepression mit Vitalitäts- und Fitnessverlust sein.

Sinnvoll ist eine Selektion bezüglich eines Merkmals, wenn eine Leidensrelevanz betroffener Tiere vorhanden ist und eine züchterisch vertretbare Menge an Hunden der Zucht entnommen wird. Dieses ist eindeutig bei z.B. GRPRA1 und GRPRA2 sowie prcd PRA der Fall.

Wie sieht es nun mit der Selektion bezüglich ICT A aus?

In der Zucht wird die Selektion über die Hündinnenbesitzer gesteuert, da die Wahl der Zuchtpartner in erster Linie vom Züchter ausgeht. Bei Fragen an die Zuchtkommission bezüglich Zuchtberatung wird häufig als erstes nach dem Ichthyosestatus einer geplanten Verpaarung gefragt, dieses scheint ein wichtiger Fokus zu sein, sicherlich auch gefördert durch die Prävalenz in den sozialen Medien. Freie Rüden sind gefragt, oft auch für frei getestete Hündinnen, Träger sind in seltenen Fällen noch akzeptabel.

Ca. 70% der Golden Retriever sind ICT A reinerbig betroffen oder Träger. Schließt man die betroffenen Hunde von der Zucht aus gehen ca. 22% der Vatertiere der Zucht verloren, bei Hinzunahme der Trägertiere nahezu 70%. Das bedeutet, dass 70% des genetischen Inventars der Vatertiere der Zucht unwiderruflich verloren gehen – und das für ein Merkmal mit geringer klinischer Relevanz

2019 waren 94 Rüden im Zuchteinsatz, davon 39 ICT A frei (ca. 40%), 12 Träger (ca. 11%), 43 nicht untersucht (meist ältere Rüden). Insgesamt sind 177 Würfe gefallen, dabei entfallen auf frei getestete Rüden 89 Würfe (ca. 50% der Nachkommen), auf Träger Rüden 18 Würfe (ca. 10% der Nachkommen) und auf nicht untersuchte Rüden: 70 Würfe (ca. 40% der Nachkommen)

Aus den obigen Zahlen lässt sich bereits eine starke Selektion bezüglich des Merkmals ICT A erkennen. Einzelne ICT A frei getestete Rüden fallen durch eine überdurchschnittliche Anzahl an Nachkommen auf. Weiterhin ist sowohl im In- als auch im Ausland eine Selektion bei Importrüden bezüglich ICT A festzustellen, es werden fast ausschließlich ICTA freie Rüden importiert.

Für die Gesamtpopulation der Golden Retriever entwickelt sich bereits ein genetischer Flaschenhals, Genmaterial geht unwiederbringlich verloren.

Sollte die Selektion beim Golden Retriever, natürlich unter der Berücksichtigung leidensrelevanter Gesundheitsaspekte und der Einhaltung des Rassestandards, nicht in erster Linie auf ein für diese Rasse typisches Wesen verbunden mit den Attributen Nervenstärke, Menschenbezogenheit, will to please und Arbeitsfreude ausgerichtet sein?

Für die Zuchtkommission

Birgit Rabe

Foto: Jennifer Kamp

Ein Beitrag von Birgit Rabe für die Zuchtkommission der Golden Retriever zum Thema Selektion auf Ichthyose
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Nach dem Spessart Cup 2020 oder warum andere Toller das auch können

By Alle, Alle Rassen, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Mabelle und Rhydian beim Spessart Cup

Früh am Samstag haben sich Steffi mit ihrem Rhydian und ich mich mit Mabelle auf dem Weg zum Spessart Cup gemacht. Da wir beide in der Fortgeschrittenen Klasse gemeldet hatten, freuten wir uns auf einen netten gemeinsamen Tag mit unseren Tollern.

Beide haben die anspruchsvollen Aufgaben in schwierigem Gelände schön gearbeitet, am Ende waren alle Dummy´s drin und wir sehr zufrieden.

Dann kam die Siegerehrung und ich war fassungslos, meine Tollerine hat vorzüglich gewonnen. Ich bin immer noch unglaublich stolz!

Überraschend jedoch war für mich, die Überraschung der Anderen, DAS ein Toller gewonnen hat.

Unsere Toller arbeiten anders, aber nicht schlechter als die anderen Retrieverrassen. Wir müssen die Stärken unsere Hunde fördern und an den Schwächen arbeiten, wie alle anderen Hundeführer auch. Es heißt oft : „oh je ein Toller, die sind laut“. Andere Rassen haben durchaus auch Startlautprobleme und da ist es nichts besonderes. Ich denke, wenn man die Menge der startenden Toller in Beziehung setzt zu den startenden anderen Rassen hat keine mehr oder weniger Probleme. Ein Startlaut, oder ein Laut während der Arbeit des Hundes ist kein Grund aufzugeben. Allerdings glauben es  viele Tollerbesitzer,  wenn sie Hilfe suchen und dann  den Satz hören „ ach ja, das ist halt ein Toller“ und halten das Lautgeben für unabwendbar.

Mabelle hatte mit ca. 1 ½ Jahren einen ordentlichen Startlaut, sie ist laut schreiend los und das über 10m. Ich habe einen Fehler im Aufbau gemacht! Nach einigen Überlegungen und sehr guten Tipps von einem nicht unbekannten Trainer in Ungarn, habe ich das Training umgestellt und nach ca. 6 Monaten war die Tollerine still, entspannt und freudig bei der Arbeit. Jetzt mögen einige sagen, ja Mabelle ist auch eine außergewöhnliche Hünden (stimmt natürlich 😉 ), da ist es nicht schwer. Aber ich habe ja auch noch meine jüngere Hündin Palina, die vom Charakter ganz anders ist. Und auch sie arbeitet still, schnell und freudig. Sie hat letztes Jahr Gründeln im Forst, einen Wasserworkingstest, gewonnen, bei dem ihre erste Aufgabe eine Doppelaufgabe am Wasser war.

Dies schreibe ich nicht um mit meinem Erfolg anzugeben , sondern um allen Tollerbesitzern Mut zu machen sich nicht von den Vorurteilen entmutigen zulassen! Das Wichtigste ist ein ordentlicher, langsamer und konsequenter Aufbau des Hundes, ohne Härte und mit viel Geduld!

Ich liebe diese Rasse!

Gabi Sieth mit Hunter´s Moonlight Magic Moments Mabelle und  Hunter´s Moonlight Pancake Palina to Sunshine Tollers

Erste Tollingprüfung Silber im DRC

By Alle, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Die erste Fortgeschrittene Tollingprüfung und gleichzeitig ein Novum im Prüfungsablauf in Deutschland

Die erste Tollingprüfung Silber in Deutschland ist gleichzeitig auch ein Novum in der Jagdprüfungskultur. Bei dieser Prüfung wird das Gespann bei allen Aufgaben ohne Pause – sozusagen „am Stück“ – durchgeprüft. Eine anspruchsvolle Prüfung, die die gängigen Aufgaben nach einer Tolling-Jagd abfragt – jagdnahes anpirschen – ausdauerndes Tolling – Markierung und Einweisen am Wasser und Land – Verlorensuche auf Feder- und Haarwild.

Bei Erarbeitung der Prüfungsordnung war unser Anspruch, eine Prüfung für fortgeschrittene Tollergespanne zu kreieren, die vor allem am Wasser auch selektive Elemente enthalten darf. Unsere Wasserspezialisten sollen eine Gelegenheit erhalten, ihre Passion und Fähigkeiten vorzustellen. Die Ausdauer sollte mit einer durchgehenden Arbeit von gut einer halben Stunde und einer langen Tollingsequenz unter Beweis gestellt werden. Beim Aufstellen der Aufgaben sind wir bewusst von den skandinavischen „Standards“ abgewichen, lieber eine anspruchsvolle Markierung, statt zwei Enten auf der offenen Wasserfläche. Wie im Jagdbetrieb fallen nicht nur Enten, sondern auch mal Haarwild als „Beifang“. Im Großen und Ganzen haben wir jedoch die langjährigen Erfahrungen aus unseren Prüfungsteilnahmen in Skandinavien genutzt um auch die gegenseitige Anerkennung zu ermöglichen.

Die erste TP/Toller Silber hatten wir im Norden geplant, leider „trauten“ sich hier noch keine Gespanne zu starten, im Süden dann war sie jedoch gleich zu Beginn der Meldefrist ausgebucht. Die antretenden Gespanne waren sehr neugierig – „Schwedenstarter“ waren vor allem gespannt auf die Unterschiede zu den ihnen bereits bekannten Prüfungsabläufen. Schon im Vorfeld hörten wir ein „puh – 45 Tollings ist eine ganze Menge“ – diese Bedenken hatten aber nur die Führer, die Hunde haben dies mit Begeisterung absolviert. Die Steadyness war für keinen der Starter ein Problem. Die Einzelmarkierung am Wasser hat dann doch den Einen oder Anderen ins „Schwitzen“ gebracht. Die Ente fiel an einem Gegenhang im 45 Grad Winkel zur Blende in gut 60 Meter ins Gras. Die Barriere war für die Hunde in diesem Fall die für Kiesabbaugebiete typische Wasserkante – einige Hunde wollten nicht glauben, dass hinter den Steinen am Ufer noch Suchengelände kommt und versuchten auf der Wasseroberfläche das Wild zu finden. Dennoch gab es Hunde, die sich genau gemerkt hatten, wo die Ente liegen müsste. Das Blind über Wasser fand an einem Nachbargewässer statt. Die Fußarbeit zwischen den Aufgaben hat die Konzentrationsfähigkeit für die nachstehende Einweisearbeit gefördert und fast alle Gespanne, die bis zu dieser Aufgaben in der Prüfung waren kamen auch zum Erfolg. Die anschließende Einweisearbeit an Land mit der kurzen Distanz von gut 30 Meter konnte man schnell unterschätzen, jedoch verschwanden die Hunde blitzschnell in den Weidenbüschen entlang der Strecke – trotzdem kam jeder zum Erfolg. Die Suche hatten wir so aufgebaut, dass möglichst viel Selbständigkeit und Findewillen abgefragt wird. Die Hunde „verschwanden“ nach knapp 15 Meter im dichten hohen Gras mit schnellwachsendem dichten Baumbestand. Am hinteren Ende des Geländes mussten die Hunde erst einen Flachwasserbereich annehmen, um die darin im Schilf und im Wasserpflanzenbewuchs ausgelegte Ente zu finden. Diese Aufgabe erledigten die Hunde mit ausgesprochen hohem Engagement.

Als Fazit nehmen wir aus dieser ersten Prüfung mit, dass wir die gesetzten Ansprüche auch tatsächlich umsetzen konnten. Die Prüfung war machbar, aber kein Zuckerschlecken. Wer sie bestanden hat darf stolz sein. Eine Bestehensquote von 60% ist für dieses Niveau fast schon eine Punktlandung. Und die künftigen Änderungen an der PO beschränken sich auf „Feinschliff“. Das Feedback der beiden nicht Toller führenden Richter Dr. Ursula Friedrich und Dr. Adi Schwab war durchweg – ja – das ist doch eine ganz schöne Anforderung an die Gespanne.

Für uns Richter und Organisatoren war es eine Freude, die Gespanne auf diesem Niveau so engagiert und findewillig arbeiten zu sehen, damit sehen wir neugierig und vor allem zuversichtlich in die Zukunft unserer Rasse.

Zu allen angetretenen Gespannen: Gut gemacht – Ihr habt Tollergeschichte geschrieben!

Eure Rassezuchtwarting – Doris Hoffmann

P.S. Vielen Dank an Ute Nagl für das Fotomaterial! Allgemeine Eindrücke an diesem Tag veröffentlichen wir hier gerne – einfach per Mail an RZWToller@drc.de

Die ersten Erfahrungen mit unserer neuen Prüfung für fortgeschrittene Toller. Read More